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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 114

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
114 gegen: „Grapen und Geld komme ihm nicht zu, denn dem Pächter gehöre, was der Acker brächte während der Pachtjahre." Ein Schiedsmann wird herbeigeholt, welcher sich den Grapen zeigen läßt und nach der Stelle am Grapen sieht, da der Pflug ihn geschrammet, spricht darauf: „Wie viel Geld über der Schramme, so viel dem Pächter; wie viel darunter, dem Verpächter." 2. Ein Krokodil nimmt einer Mutter, die sich des Ungethüms nicht ver- siehet, ihr Kind von der Seite und läuft dem Schilf zu. Die Mutter schreiet, daß es dem Krokodil zu Herzen geht, es steht still und spricht zu der Mutter: „Du sollst denn dein Kind auch wieder haben, aber nur, wenn du mir sagen kannst, was ich mit dem Kinde thun will." Da spricht die Mutter: „Dann habe ich mein Kind wieder, denn du willst es fressen." „Nun hast du es verloren," spricht das Krokodil, „in jedem Fall werde ich jetzt es fressen. Denn hast du es gerathen, was ich thun will, so muß ich das Kind fressen, um zu zeigen, daß du richtig gerathen hast; hast du es aber nicht gerathen, so werde ich das Kind fressen, weil du es nicht gerathen hast." „Nein," versetzte die Mutter zuversichtlich, „ich werde mein Kind in jedem Fall wieder erhalten, wenn du bei deinem Worte bleibst. Denn habe ich es gerathen, so mußt du mir das Kind wieder geben nach deinem Versprechen; habe ich es aber nicht gerathen, so wirst du ja mein Kind nicht fressen, mir also wieder geben." Wie wäre die Sache zu entscheiden? 3. Zu einem berühmten Rechtsgclehrten und Anwalt geht ein junger Mann: „Was soll ich dir geben, wenn du mich deine Kunst lehrest?" Sic werden sich um eine bestimmte Summe Gelds einig und zwar so, daß die Hälfte sofort beim beginnenden Unterrichte solle bezahlt werden, die andere Hälfte, wann der Lehrling den ersten Proceß würde gewonnen haben. Die erste Hälfte wird gezahlt, der Unterricht geht glücklich von Statten, der Schüler wird wohlbcfähigt entlassen. Allein er fängt nicht an, Processe zu führen. Dem Lehrer wird die Zeit lang, er erinnert, mahnet, aber ver- geblich, da fordert er ihn vor Gericht. Er erscheint. Der Kläger beginnt: „Du wirst mir die noch unbezahlte andere Hälfte des Lehrgeldes bezahlen müssen, jedenfalls, ich mag gewinnen oder verlieren. Gewinn' ich, so wird ja der Richter dich auch zwingen zu bezahlen, verlier' ich aber, so hast du gewonnen, hast deinen ersten Proceß gewonnen und mußt vermöge unseres Contracts bezahlen." „Nein," sagt der Beklagte, „du bekommst das Geld auf keinen Fall, ich mag gewinnen oder verlieren. Verlier' ich, so habe ich, da bisher noch gar kein Proceß von mir geführt worden ist, auch noch keinen gewonnen, bin daher zur Zahlung nicht verpflichtet; gewinn' ich aber, so heißt das nichts anderes, als der Richter spricht mich von der Verpflich- tung zu bezahlen frei." — Wie mag das Gericht erkannt haben?

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 231

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
231 mit der Begeisterung hin, welche selbst ein Zeichen der Tüchtigkeit ist. Nament- lich hatte er sich Karl den Großen zum Muster genommen. Das Hauptstreben seiner Regierung ging dahin, das unter seinen Vorgängern gesunkene kaiserliche Ansehen wiederherzustellen, namentlich auch in Italien, wo der Pabst und die lombardischen Städte seit den Zeiten Heinrich's Iv. dem Kaiser weigerten, was ihm gehörte. Er unternahm deshalb sechs Feldzüge nach jenem Lande; auf dem fünften aber verweigerte sein mächtiger Vetter, Heinrich der Löwe, Herzog von Baiern und Sachsen, ihm den ferneren Beistand, und obwohl Friedrich die Kniee des stolzen Herzogs flehend umfaßte, zog dieser dennoch mit seinen Truppen ab. Die Folge davon war, daß der Kaiser bei Legn an o im Jahre 1176 von den lombardischen Städten völlig geschlagen wurde und ihnen bedeutende Rechte einräumen mußte. Heinrich der Löwe war unzweifelhaft nächst dem Kaiser der größte Fürst seiner Zeit. Er hatte einen festen, durch ritterliche Uebungen aller Art gekräftigten Körper, ein offenes Gesicht, große schwarze Augen, dunkeles Haar und einen starken schwarzen Bart. Er war ein Feind aller Trägheit und Ueppigkeit, tapfer, streng, ausdauernd, überhaupt in vieler Beziehung seinem Vetter, dem Kaiser, ähnlich. Doch überleuchtete im ganzen das blonde Geschlecht der Hohenstaufen das braune der Welfen (so hieß die Familie Heinrich's nach seinem Urgroßvater Welf), und bei aller Trefflichkeit ist keiner aus diesem Hause dem rothbärtigen Friedrich an Heldensinn uird Kriegsmuth gleichzustellen. Heinrich suchte sich im Norden^von Deutschland in unablässigem Kampfe mit Friesen und Slaven ein großes und unabhängiges Reich zu gründen. Er grollte daher dem Kaiser, der ihm in Italien nutzlos deutsches Blut zu vergeuden schien, und schon während eines früheren Römerzuges desselben hatte er, nur um ihm nicht Beistand leisten zu müssen, einen Kreuzzug unternommen. Von diesem zurückgekehrt, ließ er auf dem Markt zu Braunschweig einen steinernen Löwen als Sinnbild seiner Macht er- richten. Als er nun aber mit dem Kaiser offen gebrochen und der Bruch die Niederlage beilegnano verursacht hatte, erfolgte bald sein Sturz. Aus Italien heimgekehrt, zog Friedrich ihn vor das Reichsgericht und erklärte ihn, da er auf dreimalige Ladung nicht erschien, in die Acht. Alle alten Feinde Heinrich's, alle, die durch seinen Fall zu gewinnen hofften, brachen aktf gegen den letzten Welfen, dem nur Sachsen treu blieb. Seines Namens würdig, schlug der Löwe grimmig um sich her und tilgte zum Theil den Schandfleck des Verrathes durch den Ruhm ungemeiner Tapferkeit. Bis in's dritte Jahr blieb er unbesiegt, obwohl Friedrich selbst gegen ihn ausgezogen war. Den Landgrafen von Thüringen nahm er sogar gefangen. Als aber der Kaiser einen neuen großen Zug gegen ihn ausbrachte, ward der Herzog in Stade eingeschlossen. Niemand blieb ihm treu als die Stadt Lübeck, die sich dem Kaiser nicht eher ergab, als bis sie sich von dem Löwen, dem sie ihre schönsten Freiheiten verdankte, die Erlaubniß einge- holt hatte.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 3

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
3 Franken am Niederrhem und die Sachsen zwischen Elbe und Rhein die wichtigsten sind. Jeder Staunn bestand aus mehreren Gauen. Au der Spitze jedes Gaues stand ein Ga »graf, der im Frieden der oberste Richter war und im Kriege die Mannschaften seines Bezirks anführte. Weil er int Kampfe gewöhnlich der Vorderste war, wurde er auch Für ist 0 genannt; aus dieser Bezeichnung ist später das Wort Fürst entstanden. Über wichtige Angelegenheiten wie Krieg und Frieden, neue Gesetze und die Wehrhaftmachung der Jünglinge entschied die Volksversammlung oder das „Thing", die gewöhnlich zur Zeit des Neumondes oder des Vollmondes entweder unter freiem Himmel oder unter geheiligten Bäumen zusammentrat. Mit Helm und Schwert bewehrt, umstanden die freien Männer den Thingslein, auf dem die Fürsten Platz genommen hatten, und tiefe Stille herrschte, wenn die Priester im Namen der Götter Schweigen und Frieden geboten hatten. Einer der Fürsten trug nun die zu beratenden Angelegenheiten vor und machte im Namen der übrigen bestimmte Vorschläge. Waren die Versammelten damit einverstanden, so klirrten sie mit den Schwertern; mißfielen sie ihnen, so wurden sie durch unwilliges Murren verworfen. Beschloß die Versammlung einen Krieg, so wurde ein Fürst für tue Dauer des Krieges zum Oberbefehlshaber ernannt und unter Waffeuklirreu und Zurufen auf den Schild erhoben; er nannte sich dann Herzog. Zuweilen behielt auch der Herzog im Frieden seine Gewalt; dann führte er den Titel K ö 11 i g. Wenn ein Stamm ein neues Land erobert hatte, so wurden gewöhnlich die Besiegten Leibeigene und die Sieger Herren. Aus diesen bildete sich dann der A del. Der König oder Fürst verteilte die Läudereieu uach Gutdünken an seine treuen Begleiter, doch so, daß er ihnen die Besitzung wieder nehmen und einem auderu geben konnte, und wenn der Besitzer starb, so fiel sie wieder an den König zurück, der sie dann aufs neue, entweder an den Sohu des Verstorbenen oder an einen andern, vergab. Der König war der Lehnsherr und der Besitzer sein Vasall oder L e h n s- I*

4. Geschichte des Mittelalters - S. 4

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
4 mann. Man nennt diese Einrichtung die Lehnsverfassung oder das Feudalsystem. Tie Gesetze unserer Vorfahren waren sehr einfach. Die Strafen waren größtenteils Geldstrafen; selbst der Mord konnte durch ein Wergeld gesühnt werden. So bestimmte das Gesetz der ripuarischen Franken: „Wenn ein Freier einen freien Ripuarier tötet, soll er zur Erlegung von 200 Solidi (röm. Goldmünzen) verurteilt werden. Wenn jemand einen Knecht getötet Hot, so soll er zur Erlegung von 36 Solidi verurteilt roerden. Wenn ein Freier dem andern das Ohr abgehauen hat, so daß dieser nicht Hören kann, so soll er zur Erlegung von 100 Solidi verurteilt werden. Wenn jener das Gehör nicht verloren hat, so soll er die Buße von 50 Solidi zahlen u. s. w." Da bares Geld noch selten war, war es gestattet, die Strafe in Naturalien oder Gebrauchsgegenständen zu erlege»; so wurde eine gesunde Kuh für einen Solidus, ein Pferd für 6 Solidi und ein Schwert mit der Scheide für 7 Solidi angerechnet. Zu den Gerichtsversammlungen, die unter freiem Himmel oder unter alten Eichen abgehalten wurden, dursten ursprünglich alle freien Grundbesitzer erscheinen und Recht sprechen; später wurden bestimmte Personen, die Schöffen genannt wurden, zur Anwesenheit an den Gerichtstagen und zum Finden des Urteils verpflichtet. Konnte man die Schuld oder Unschuld eines Beklagten nicht ermitteln, so mußte er einen Eid leisten, nachdem die sogenannten Eideshelser seine Glaubwürdigkeit bekräftigt hatten. In zweifelhaften Fällen nahm man zu den 0rt> alten oder Gottesurteilen seine Zuflucht. Hierbei, glaubte man, übernähme Gott selbst die Entscheidung. Ein solches sogenanntes Gottesurteil war beispielsweise die Feuerprobe. Die Angeklagte mußte mit einem glühenden Eisen aus der flachen Hand vier und einen halben Schritt lausen, dann wurde diese in ein Säckchen gebunden und versiegelt. War nach drei Tagen keine Brandwunde da, so sprach man ihn als unschuldig los. Auf eine ähnliche Art verfuhr man beim Kesselfange, wo der Beschuldigte mit entblößtem Arme in einen Kessel voll kochenden Wassers fahren und einen ans dem Grunde liegenden Ring herausholen mußte. Bei der Wasser-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
probe wurde der Verklagte an Händen und Füßen gebunden und so ins Wasser geworfen; sank er unter, so zog man ihn geschwind als unschuldig heraus; schwamm er, so wurde er als schuldig bestraft. Bei der Kreuzprobe wurden der Angeklagte und der Kläger jeder an ein Kreuz mit ausgebreiteten Armen hingestellt; wer zuerst ermüdete, hatte den Prozeß verloren. Oft wurde auch das Recht durch einen Zweikampf erwiesen. Wir haben gehört, daß die germanischen Völker, die in die Provinzen des römischen Reiches eindrangen, im 4. und 5. Jahrhundert des Christentum annahmen. Die in der Heimat zurückgebliebenen Stämme blieben dagegen noch lange dem heidnischen Glauben treu. Wie alle heidnischen Völker, so wurden auch ]ie durch die großartigen, unfaßbaren Erscheinungen der Natur zu dein Glauben an übernatürliche, mächtige Wesen geführt, die die Welt lenkten und die Schicksale der Menschen bestimmten. Sie fühlten die Nähe dieser Gottheiten im Rollen des Donners wie im Zucken des Blitzes, im Säuseln des Windes und im Brausen des Sturmes; sie ahnten ihr Walten, wenn sie den Blick bewundernd zum Himmel richteten, von dem ihnen bei Tage die Sonne Licht und Wärme spendete und bei Nacht der Mond in mildem Glanze leuchtete, oder wenn sie wahrnahmen, wie die Erde in jedem Frühling überall neues Leben erweckte und im Sommer das Getreide reifen ließ. Tempel und Götzenbilder hatten unsere Vorfahren nicht; im Dunkel des Waldes, unter uralten, geheiligten Bäumen kamen sie zusammen, ihre Götter zu verehren und ihnen Opfer darzubringen. Im Laufe der Jahrhunderte nahmen ebenso wie bei den Griechen und Römern auch die Götter unserer Vorfahren immer mehr menschliches Wesen und menschliche Gestalt an, und die Götterlehre wurde durch das Lied der Skalden ausgebildet. Drei Götter wurden besonders in späterer Zeit verehrt: der Himmelsgott Wodan (Odin), der Donnergott Donar (Thor) und der Kriegsgott Zin (Tyr). Der Himmelsgott Wodan ist der oberste der Götter. Von seinem aus leuchtendem Golde gefertigten Thronsitze in Walhalla schaut er durch ein Fenster herab auf das (Setreibe der Menschen. Er ist einäugig, wie ja auch der Himmel nur ein Auge hat. Eins

6. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
74 gcirn. Diese sonst so wilde Nation war durch die Annahme des Christentums viel milder geworden. Jetzt hatte sie ihren König Vertrieben, der zu Heinrich seine Zuflucht nahm. Dieser zog dreimal gegen die Ungarn, unterwarf sie und zwang den König, das Land von ihm zu Lehen zu nehmen. Heinrich konnte zwar diese Oberherrschaft auf die Dauer nicht behaupten; indessen war es schon eine Ehre, für einige Zeit als Herr anerkannt worden zu sein. Ebenso kräftig verfuhr Heinrich gegen die Päpste. Es gab deren damals zu gleicher Zeit drei, die sich miteinander um die Würde lebhaft stritten. Nun erschien Heinrich in Italien, berief nach Sntri (1046) eine Kirchenversammlung und setzte hier zwei Päpste ab; der dritte legte seine Würde freiwillig nieder. Dann wurde unter Heinrichs Vorsitz vom römischen Volke und von den Geistlichen ein neuer Papst gewählt, der ihn in Rom feierlich krönte; denn es war üblich geworden, daß der deutsche König nicht eher Kaiser hieß, bis er die Krönung empfangen hatte. Jetzt gab Heinrich das Gesetz, daß die Römer ohne Bewilligung des Kaisers nie einen Papst wählen sollten. Da der Papst bald nachher starb, so gab er den Römern nacheinander drei Päpste, alle Deutsche: denn nach dem Tode eines jeden baten sie ihn, ihnen einen neuen Papst zu geben. Auch in Deutschland zeigte er, daß er von der Würde des Kaisers einen hohen Begriff hatte. Er entsetzte mehrere ungehorsame Fürsten und verschenkte die von ihnen besessenen Länder an anvere, die ihm gehorsamer waren; denn damals hatten die Kaiser noch das Recht, die Herzogtümer als Lehen zu verleihen, an wen sie wollten. Daß die Fürsten mit des Kaisers kräftigem Eingreifen nicht zufrieden waren, läßt sich leicht denken, und als er seinen dreijährigen Sohn Heinrich Iv. von ihnen zum Thronfolger wählen ließ, versprachen sie diesem zwar Gehorsam, aber mit dem ausdrücklichen Vorbehalte, „wenn er mit Gerechtigkeit regieren würde". Der Kaiser starb in der Blüte der Jahre, erst 39 Jahre alt, auf einer Jagd im Harzgebirge (1056) und liegt ebenfalls in Speier begraben.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 81

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
81 der es bisher als selbstverständlich angesehen hatte, daß er insbesondere die Bischöfe in ihr Amt einsetzte. Wir müssen hierbei berücksichtigen, daß die Bischöfe damals auch Landesfürsten waren und daß weit mehr als die Hälfte Deutschlands sich in geistlichen Handen befand. Wollte der Kaiser auf ihre Einsetzung verzichten, so war seine Macht völlig gebrochen; denn auf die weltlichen Fürsten konnte er sich schon lange nicht mehr verlassen. Dazu kam noch, daß dem Kaiser, wenn die Bischöfe und Äbte durch den Papst eingesetzt wurden, eine bedeutende Einnahmequelle verloren ging. Bisher war es üblich gewesen, daß diejenigen, die ein geistliches Amt erhielten, mit dem bedeutende Einkünfte verbunden waren, sich dem Kaiser dadurch erkenntlich zeigten, daß sie ihm einen Teil ihrer Einkünfte überließen oder auch wohl eine größere Summe zahlten. Daß dabei die Gefahr nahe lag, denjenigen ein solches Amt zu geben, die am meisten dafür zu zahlen versprachen, ist natürlich, und so waren denn besonders während der Minderjährigkeit Heinrichs vielfach Männer zu kirchlichen Ämtern gelangt, die in ihrem Leben gar kein Vorbild für ihre Untertanen waren. Gregor erklärte nun den Verkauf geistlicher Ämter oder die Simonie als etne Todsünde und drohte allen mit dem Banne, die sich derselben schuldig machten oder schuldig gemacht hatten. Diese Strafe traf denn auch bald einige Räte Heinrichs, und als dieser sich auf die Vorstellungen des Papstes weigerte, sie zu entlassen, forderte ihn ein päpstlicher Legat auf, sich in Rom vor einem geistlichen Gerichte wegen verschiedener Vergehen zu verantworten. Heinrich war erstaunt und erzürnt über die Anmaßung des Papstes, einen deutschen König nach Rom zu laden. Er jagte die Legaten mit Schimpf von dannen, berief die deutschen Bischöfe nach Worms und hatte die Freude, daß diese Kirchenversammlung die Absetzung des Papstes aussprach. Heinrich unterschrieb mit fröhlichem Herzen und dachte nun aller Gefahren überhoben zu sein. Sein Vater hatte ja auch mehrere Päpste abgesetzt. Aber er vergaß, daß er kein Heinrich Iii. und daß Gregor seinen Vorfahren weit überlegen war. ^as Absetzungsschreiben schickte er nun durch einen mutvollen Gesandten mit einem scharfen Briefe nach Rom, wo Meisterwerke. Sb. V1il. bosselt. Weltgeschichte 11, ß

8. Geschichte des Mittelalters - S. 150

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
150 andere Fürsten zu sichern. So widerspenstig, wie sich die Fürsten gegen ihr Reichsoberhaupt bezeigten, so ungehorsam waren auch die Edelleute gegen ihre Fürsten. Jeder glaubte ein Recht zu haben, zu rauben und sich mit andern herumzuraufen, so viel er wollte, und so entstand denn eine allgemeine Unordnung. Mit seinen Untertanen verfuhr jeder, wie ihm beliebte, und untereinander wurde jede Streitigkeit gleich mit dem Schwerte abgemacht. Ein Pfalzgraf ließ einmal seiner jungen Frau, bloß weil er einen Verdacht aus sie geworfen hatte, von einem seiner Knechte den Kops abschlagen, ohne daß jemand nur daran dachte, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Was das Übel noch vermehrte, war, daß die Kaiser im 11. und 12. Jahrhundert mehr in Italien als in Deutschland zu tun hatten und daher nicht einmal viel Zeit behielten, die Ruhestörer in Deutschland zur Ordnung zu bringen. Man nannte diese Unordnung, wo jeder sich nach Maßgabe seiner Kräfte selbst Recht verschaffte, das Faust-recht. Die wilden Raubritter lauerten besonders auf die Kaufmanns-wagen und Schiffe. Sahen sie von ihren Burgen herab in der Ferne einen Fuhrmannswagen kommen, so saßen sie mit ihren Knechten zu Pferde, legten sich in einen Hinterhalt und brachen auf die sorg» los einherziehenden Kaufleute los, die dann alle Habe verloren und noch froh fein mußten, wenn sie mit dem Leben und gesunden Gliedern davonkamen. Ebenso ging es den Schiffen, die auf dem Rheine, der Elbe und andern deutschen Strömen die Waren von Stadt zu £>tadt führten. Da nun alle Klagen darüber bei dem Kaiser ohne Wirkung blieben, so dachten die Kaufleute selbst auf Abhilfe. Hamburg und Lübeck schlossen zuerst einen Vertrag, und bald trat auch Braunschweig dazu. Sie nannten das Bündnis Hansa, d- i. einen Bund, der zur gegenseitigen Hilfe geschlossen ist. Wenn nun Wagen von einem dieser Orte zum andern fuhren, so zogen bewaffnete Soldaten mit, welche von der Hansa auf gemeinschaftliche Kosten unterhalten wurden. Wie wunderten sich nun die Raubritter wenn sie solche Wagen anfielen und von tüchtigen Soldaten gleich zurückgeschlagen wurden! Die anderen Handelsstädte des nördlichen Deutschland fanden, daß dies eine herrliche Einrichtung sei, und wünschten auch dem Bunde beizutreten. Sie meldeten sich und

9. Geschichte des Mittelalters - S. 11

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
11 schrieb er ihm, „daß du bei den Griechen betteln gingest, als daß du bei den Vandalen verhungerst? Füge dir doch uicht selbst größeres Übel zu, als deine Feinde dir zufügen wollen." — Der König gab ihm die Antwort: „Ich will uicht der Sklave eiues ungerechten Feindes sein, den ich mit keinem Worte beleidigt habe und der mich doch mit Krieg verfolgt. Er ist eiu Mensch wie ich; auch ihn kann noch, wie mich jetzt, die Hand des Unglücks ergreifen. Mehr kann ich nicht schreiben, die Größe meines Unglücks raubt mir die Gedanken. Lebe wohl! Willst du mir eine Liebe erweisen, so sende mir eine Harfe, ein Brot und einen Schwamm. Mit dem Brote will ich meinen quälenden Hunger stillen, mit dem Schwamme meine Tränen trocknen und mit der Harfe meinen Gram zerstreuen." Er erhielt das Verlangte; aber seine Rot nahm immer mehr zu; zuletzt sah er, wie seine eigenen Verwandten verhungerten, und nun erst ergab er sich. Als er mit dem Sieger Belifar zusammentraf, schlug er ein lautes Gelächter an. Man sah ihn verwundert an und glaubte, er habe den Verstand verloren. Er aber sprach: „Ich bin von königlichem Geblüt und selbst König gewesen, ich habe in Pracht und Überfluß gelebt, und nun? — Nun bin ich halb verhungert, ein elender Gefangener! Muß ich da nicht über die Eitelkeit und Vergänglichkeit aller menschlichen Hoheit lachen?" — Als man ihn in Konstantinopel in die kaiserliche Rennbahn führte und er vor Justinian, der in kaiserlichem Schmucke auf dem Throne saß, niederknieen sollte, ließ er keine Träne fallen und keinen Seufzer hören; aber er biß die Lippen zusammen und sprach für sich: „O Eitelkeit! O Eitelkeit! Es ist doch alles eitel!" Übrigens behandelte der Kaiser ihn freundlich; er gab ihm ein hinlängliches Einkommen und wies ihm eiu Landgut zur Wohnung an. Justinian brachte noch einmal durch glückliche Kriege und eine geschickte Staatsverwaltung das oströmische Reich zu einer kurzen Blüte. Ein bleibendes Denkmal schuf er sich dadurch, daß er ein Werk, das schon den Geist Cäsars beschäftigte, zum Abschluß brachte. Unter seiner Regierung wurde nämlich das Corpus juris Romani, das eine Zusammenstellung der römischen Gesetze enthält, vollendet. Ein anderes dauerndes Monument der Regierung dieses Kaisers ist

10. Das vierte Schuljahr - S. 240

1899 - Langensalza : Schulbuchh.
240 Gotte in viel näherer Beziehung steht als die heidnischen Tranmdeuter, hofft er, Gott werde ihm die Dentnng finden lassen. Welchen Wnnsch spricht er deshalb ans? Erzählt mir's. Erzähle dn den Traum des Mundschenken! Geschieht. Wie deutet Joseph denselben? Welche Bitte schließt er an die Deutung? Welche Gründe giebt er an, daß der König seine Bitte erfüllen wird? Heimlich entführt — unschuldig in den Kerker geworfen. Wie rücksichtsvoll gegen seine Brüder, daß er nur andeutet — „heimlich gestohlen" — und auch gegen Potiphar, daß er dessen Hans mit keinem Wort erwähnt; denn die unschuldige Verurteilung Josephs hätte für Potiphar leicht nachteilig werden können, wenn der König erfuhr, daß er seine Macht so ungerecht verwendete. Den Brüdern sowohl als Potiphar will Joseph keinen Schaden zu- fügen, trotzdem sie seine Feinde sind. (Liebet eure Feinde! Vergeltet nicht Böses mit Bösem!) Erzähle den Traum des Bäckers! Vergleiche die beiden Träume bezüglich ihrer Ähnlichkeit! Was für eine Deutung erhoffte der Schenke wegen dieser Ähnlichkeiten? Günstige. Wie lautet jedoch Josephs Deutung? Trotz der Ähnlichkeit der Träume erkannte Joseph sofort den Hauptpunkt des Unterschiedes: die Vögel, die das Backwerk vom Kopfe fraßen. Merkt: Weil Joseph sich demütig auf Gott verläßt, läßt ihm der vci-r die Deutung der Träume finden und bahnt so den Weg zur Befreiung. Inwiefern gingen die Träume nach Josephs Deutung in Erfüllung? Schenke wieder Amt gesetzt, Bäcker erhenket. Wie hätte der Schenke Joseph gegenüber sich zeigen sollen? Dankbar. Inwiefern hätte er sich dankbar erweisen können? Pharao erzählen und für ihn bitten. Beweise, daß der Schenke undankbar war! Er dachte nicht wieder an Joseph, sondern vergaß seiner. Und so mußte Joseph noch Wochen, Monate und Jahre „geduldig in Trübsal" ausharren; doch er hielt nn am Gebet: „Nicht was ich mir ersehe, was du willst, Herr, ge- schehe." Zusammenfassung. Auch im Gefängnis verläßt sich Joseph auf Gott. Dieser läßt ihm die Deutung der Träume finden und bahnt so den Weg zu Josephs Befreiung. Letztere tritt aber wegen Undankbarkeit des Schenken jetzt noch nicht ein.
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